Wir liebäugeln schon seit einigen Jahren mit einem Elektroauto. Vor fünf Jahren haben wir eine Probefahrt mit einem Renault Zoe gemacht und kurz später mit einem Kia Soul. Beides sind schöne Autos, aber die Reichweite war doch sehr eingeschränkt. Bei Renault hat uns der zwölfseitige Batteriemietvertrag die Freude am Fahren gründlich verdorben und der Kia Soul war leider nicht lieferbar. Andere ernstzunehmende und vor allem lieferbare Alternativen gab es vor ein paar Jahren nicht.
Inzwischen wächst das Angebot und das Reichweitenproblem ist nicht mehr sehr brisant. Als Standard scheint sich für die nahe Zukunft eine Akku-Kapazität von 64 kWh herauszukristallisieren, was dann nominal für etwa 350 bis 400 km reicht. Damit sollten also auch mit 10 Jahre altem Akku im Winter bei Licht und Heizung noch 200 km Reichweite möglich sein. Leider haben viele Elektroautos, gerade auch Hyundai und Kia, immer noch über ein Jahr Lieferzeit. Allgemein wird aber erwartet, daß sich die Situation in diesem Jahr deutlich entspannt.
Im Jahr 2019 haben wir mit unserer PV-Anlage etwa 6600 kWh elektrische Energie in das Netz eingespeist. Wenn es uns gelänge, davon ein Drittel in ein Elektroauto zu laden, dann könnten wir damit locker 10.000 km pro Jahr fahren. Diese 2200 kWh würden uns dann etwa 250 Euro an verlorener Einspeisevergütung kosten, also 2,50 Euro pro 100 km. Das ist mit einem Verbrenner nicht machbar, der ist vier- oder fünfmal so teuer. Dafür sind Elektroautos in der Anschaffung zur Zeit noch wesentlich teurer, was sich aber bei steigenden Stückzahlen und zunehmendem Wettbewerb relativieren muß. Bis auf die Akkus ist der gesamte Antriebsstrang einfacher und weniger fehleranfällig als bei einem Verbrenner. Gerade daher klingeln bei den Herstellern, Zulieferern und erst recht den Autowerkstätten die Alarmglocken. Einmal im Jahr den Tester anschließen und die Fehlercodes auslesen dürfte nur wenigen Werkstätten das Überleben sichern.
Vielleicht beruhigt es den einen oder anderen: da wir zumindest hin und wieder einen Wohnwagen ziehen wollen, wird das Elektroauto bei uns auf absehbare Zeit aber nur ein Zweitwagen sein können. Das Überleben der Branche werden wir aber auch gemeinsam mit allen anderen Caravan-Fahrern nicht sicherstellen können.
Zwischenbemerkung
Alle Energieträger haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile und Proteste gibt es nicht nur gegen Erdöl, Kohle- und Kernkraft, sondern auch gegen Wind- und Sonnenkraft. Die einen fürchten den Weltuntergang, wenn wir nicht Umkehren und Buße tun, die anderen halten alternative Energien von vorneherein für Blödsinn, weil für den „Zappelstrom“ für teures Geld Regelenergie vorgehalten werden muß. Außerdem sei die Wasserstofftechnologie mit Brennstoffzellen sowieso dem batterieelektrischen Antrieb weit überlegen.
Da es bereits hinreichend viele Glaubenskriege auf der Welt gibt, werde ich pseudoreligiöse Festlegungen vermeiden. Wer an den menschengemachten Klimawandel glaubt, mag das tun und Freitags bei der heiligen Messe den Propheten und den neuen Pfaffen hinterherlaufen. Wer gegen Windräder und PV-Anlagen demonstriert, soll das genausogerne tun. Ich halte mich an das, was heute oder in Kürze ökonomisch sinnvoll verfügbar ist und das ist nunmal der batterieelektrische Antrieb, nicht die Brennstoffzelle und nicht die Tachyonen-Energie.
Was spricht denn überhaupt für die Elektromobilität?
Viele Propheten und ihre Jünger, sofern sie nicht gänzlich der modernen Technik entsagen und zurück in die Höhlen wollen, halten Elektroautos für die Lösung aller Klimaprobleme. Das liegt daran, daß ein Elektroauto zumindest lokal kein CO2 erzeugt, das ja bekanntlich der Hauptverursacher des menschengemachten Klimawandels ist. Das ist ein Dogma, das anzuzweifeln mit der sofortigen Exkommunikation bestraft wird. Daß wir daher, wie praktisch der Rest der Welt, bei der CO2-freien Kernenergie bleiben sollten, ist aber auch nicht konsensfähig.
Zu allem Unglück wurde uns kürzlich vorgerechnet, daß die CO2 Bilanz eines Elektroautos in Deutschland auch nicht besser ist, als die eines Verbrenners. Das liegt im wesentlichen wiederum an unserem aktuellen Energiemix, der wegen des fortschreitenden Ausstiegs aus der Kernenergie einen verhältnismäßig hohen Anteil an fossilen Energien enthält. Je mehr Kernkraftwerke abschalten, umso ungünstiger wird die Bilanz.
Was spricht denn dann noch für ein Elektroauto?
Ob man nun an eine signifikante Klimawirkung von CO2 glaubt oder nicht, die Verbrennung fossiler Brennstoffe erzeugt Dreck und es wäre zweifelsohne besser, sie unter der Erde liegen zu lassen. Sie sind endlich und wer gibt unserer Generation eigentlich das Recht, sie den zukünftigen Generationen wegzunehmen? Sie haben hunderte Millionen Jahre zum Entstehen gebraucht. Noch schlimmer ist die Tatsache, daß sie meistens in der Hand skrupelloser Tyrannen sind, die auch schonmal unliebsame Leute gewaltsam aus dem Weg räumen lassen. Mit denen sollten wir keine Geschäfte machen.
Außerdem spricht die Einfachheit des Aufbaus für ein Elektroauto. Der Motor ist trivial und er hat im Grunde nur ein einziges bewegliches Teil, das noch dazu dreht und sich nicht linear hin- und herbewegt. Das Getriebe ist normalerweise nicht als Schaltgetriebe ausgeführt und daher auch fehlerunanfällig. Der Elektromotor kann als Generator arbeiten und kinetische Energie wieder in elektrische Energie zurückverwandeln, mit der der Akku geladen werden kann.
Der Pegel der Fahrgeräusche ist aber entgegen der allgemeinen Vermutung kein schlagendes Argument für ein Elektroauto, zumindest für die Insassen. Zwar ist es beim Anfahren und bei niedrigen Geschwindigkeiten recht leise, aber bei Autobahngeschwindigkeiten überwiegt das Fahrgeräusch deutlich gegenüber dem Motorgeräusch. Dennoch, für die Anwohner verkehrsberuhigter Zonen sind Elektroautos sicherlich ein Gewinn.