Über Balune ist vermutlich so ziemlich alles gesagt worden. Eine sehr schöne Abhandlung gibt es von DL4ZAO im Netz, den Balun-Workshop. Nach meinen Erfahrungen mit schon bei 100 Watt Belastung heißlaufenden Ringkernen stellte sich mir nun die Frage, wie muß ich denn den Balun in der Praxis dimensionieren, damit er funktioniert und nicht zu warm wird. Muß ich einen dicken Ringkern mit Ecoflex-10 Kabel bewickeln oder darf es auch etwas kleineres sein? Muß ich ihn mit hochwertigem Kabel bewickeln oder tut es (für die 100 Watt meines IC-7300) auch preiswertes RG174-Kabel?
Im oben genannten Workshop wird der Strom-Balun als Mantelwellensperre empfohlen. Er hat den riesengroßen Vorteil, daß die Energie durch die Wicklung fließt, also nicht durch den Kern. Dadurch entfallen die Magnetisierungsverluste und der Kern kann nicht in die Sättigung geraten. Der Nachteil ist, daß er nicht transformiert, die Eingangsimpedanz ist also gleich der Ausgangsimpedanz. Wird eine Impedanztransformation benötigt, kann man einen „Trafo“ dahinterschalten und erhält einen Hybridbalun. Da die Energie über die Wicklung übertragen wird, muß diese Wicklung denselben Wellenwiderstand aufweisen, wie Ein- und Ausgang, damit Reflexionen vermieden werden.
Eine elegante Art, den Ringkern zu bewickeln, ist die Methode nach Reisert. Man bewickelt den Kern derart mit einem Koaxkabel, daß man nach der halben Windungszahl einen Sprung zur anderen Seite macht, ohne den Wickelsinn zu ändern. Damit kommen Ein- und Ausgang auf gegenüberliegende Seiten des Kerns zu liegen, was mechanisch meist von Vorteil ist.
Wie schlägt sich nun ein solcher Balun, der mit RG174-Koaxkabel auf einem relativ kleinen FT140-77 Ringkern aufgewickelt ist. Das kann man relativ schnell ausprobieren. Hier ein Foto des Prototypen:
Nachfolgend nun die Durchgangsdämpfung dieses Baluns, gemessen mit dem DG8SAQ-Netzwerkanalysator:
Das sieht nun garnicht so schlecht aus, wie befürchtet. Die Dämpfung bei 30 MHz ist 0.13 dB, wobei der Meßfehler vermutlich nicht ganz gering ist. Bei 100 Watt übertragener Leistung würden so etwa 3 W in dem Balun verbraten, bei niedrigeren Frequenzen weniger.
Mit SMA-UHF Adaptern kann man diesen Prototypen auch mal in die Antennenleitung einschleifen.
Bei 100 Watt Sendeleistung wird der Balun auch nach einigen Minuten kaum fühlbar wärmer.
Auch wenn die Wirkung als Mantelwellensperre nun nicht getestet wurde, ist das Ergebnis dieses kurzen Tests, daß das dünne RG174 auf dem kleinen FT140-77 problemlos mit 100 Watt betrieben werden kann.