Relais­trei­ber, Ver­si­on 1.1

Das hier beschrie­be­ne Relais­trei­ber-Board wur­de im Anten­nen­tu­ner ein­ge­setzt und funk­tio­niert mit klei­nen Ein­schrän­kun­gen sehr gut. Die SMD-Mon­ta­ge der eigent­lich für Loch­mon­ta­ge vor­ge­se­he­nen 100-mil-Sockel ist aber feh­ler­an­fäl­lig. Beim Ein­satz hat sich her­aus­ge­stellt, daß das seit­li­che Abbie­gen der Pins des Sockels zu Kon­takt­feh­lern führt. Ein­rei­hi­ge Sockel für die SMD-Mon­ta­ge scheint es nicht zu geben, zumin­dest habe ich kei­ne gefun­den. Außer­dem wur­de durch einen Design­feh­ler das Sta­tus-Signal des BTS724G Bau­steins auf PB3 gelegt, der aber auf dem ATME­GA644-Board fest mit dem Tem­pe­ra­tur­sen­sor ver­bun­den ist.

Das allei­ne sind eigent­lich kei­ne Grün­de für ein Rede­sign, aber ich woll­te schon seit län­ge­rem den in Chi­na ange­bo­te­nen Ser­vice einer Teil­be­stückung der Lei­ter­plat­te aus­pro­bie­ren. Man kann zwar SMD-Pla­ti­nen sel­ber bestücken und ich habe das auch oft gemacht, aber es gibt Gren­zen. Mein per­sön­li­ches Limit beim Hand-Bestücken sind 0805er Bau­grö­ßen, auch mal das ein oder ande­re 0603er Bau­teil, aber nicht in Men­gen. Außer­dem habe ich für die­se Bau­tei­le immer das Foot­print zum sel­ber Löten, also mit dem Suf­fix „Hand­sold­e­ring“ gewählt, weil es etwas grö­ßer ist, als das regu­lä­re Foot­print. Lässt man die Pla­ti­ne jedoch (Teil-) bestücken, dann kann man das klei­ne­re regu­lä­re Foot­print aus­wäh­len und außer­dem die klein­ste ver­füg­ba­re Bau­form, näm­lich 0402 aus­wäh­len. Das gibt einer­seits einen beacht­li­chen Platz­ge­winn, ande­rer­seits sind die klei­nen Bau­tei­le für Anwen­dun­gen im Hoch­fre­quenz­be­reich weit­aus bes­ser geeig­net, weil ihre Selbst­re­so­nanz­fre­quen­zen deut­lich höher lie­gen, als bei den grö­ße­ren Bau­tei­len. Zu beach­ten ist aber, daß Kon­den­sa­to­ren in die­ser Bau­grö­ße meist nur gerin­ge Betriebs­span­nun­gen ver­tra­gen, man­che nur 6 V oder 10 V und die SMD Dros­seln in der zuläs­si­gen Strom­stär­ke begrenzt sind, weil ihr ohm’scher Wider­stand höher ist, als bei grö­ße­ren Bauformen.

Als Her­stel­ler habe ich mir die Fir­ma JLCPCB aus­ge­sucht, ein­fach weil mehr­fach über deren Ser­vice berich­tet wur­de, zuletzt in einer der jüng­sten Aus­ga­ben des „Funk­ama­teur“. Es gibt ande­re Her­stel­ler, die sicher­lich genau­so­gut sind. JLCPCB hat einen gro­ßen Lager­be­stand an benutz­ba­ren Bau­tei­len, laut Web­site über 40.000 Stück. Vie­le davon kön­nen ohne Auf­preis benutzt wer­den, weil sie stän­dig auf dem Bestückungs­au­to­ma­ten ein­ge­legt sind. Wählt man ande­re Bau­tei­le aus, die soge­nann­ten „exten­ded parts“, dann zahlt man ein­ma­lig pro Auf­trag und pro exten­ded part $ 3,00 oder € 2,40 als Auf­wands­ent­schä­di­gung für den­je­ni­gen, der dann die neue Rol­le aus dem Lager holen und ein­le­gen muß. Dar­über­hin­aus zahlt man natür­lich die Fer­ti­gung der Lei­ter­plat­te, einen gerin­gen Grund­preis für die Bestückung und jedes Bau­teil. Bei den pas­si­ven Bau­tei­len, Wider­stän­den, Kon­den­sa­to­ren und Spu­len sind die Bau­teil­ko­sten ver­nach­läs­sig­bar. Sie wer­den im Bau­tei­le­ka­ta­log ange­zeigt und kosten meist weni­ger als 1 ct, mit­un­ter nur 0,1 ct. Dabei ist 0402 oft die preis­gün­stig­ste Variante.

Unter die­sen Rand­be­din­gun­gen habe ich dann ein Rede­sign des Relais­trei­bers gemacht und bei JLCPCB fer­ti­gen las­sen. Die gerin­ge Bau­teil­grö­ße gestat­te­te viel mehr Dros­seln und ein paar mehr Kon­den­sa­to­ren auf der Lei­ter­plat­te unter­zu­brin­gen, als auf der ersten Ver­si­on. Die Abmes­sun­gen der neu­en Lei­ter­plat­te sind gleich­ge­blie­ben: 30,5 mm x 43,0 mm (1,2″ x 1,7″). Lei­der ist sie den­noch nicht kom­pa­ti­bel, weil ich die Buch­sen­lei­ste nicht mehr als SMD bestücken woll­te, son­dern als durch­kon­tak­tier­tes Bau­teil. Damit muss­te der Abstand der Lei­sten lei­der um 100 mil grö­ßer wer­den. Weil es ohne Auf­preis mög­lich war, habe ich dies­mal blau­en Löt­stopp­lack gewählt. Hier die Kicad 3D-Vorschau:

Und hier der zuge­hö­ri­ge Schalt­plan als PDF.

Das Vogel­fut­ter auf der Unter­sei­te habe ich bis auf die gro­ßen SMD-Bau­tei­le D1, F1 und L1 bestücken las­sen. Zum manu­el­len Bestücken blei­ben also die bei­den Trei­ber auf der Ober­sei­te und die Prüf­pins, die Pin- und Sockel­lei­sten oben und unten und die drei schon erwähn­ten SMD-Bau­tei­le auf der Unter­sei­te. An „guten Tagen“ ist sowas in 20 Minu­ten erledigt.

Was hat das gan­ze nun geko­stet? Genau €28.52 für zehn Lei­ter­plat­ten. Die Kosten beinhal­ten die Fer­ti­gung der dop­pel­sei­ti­gen Lei­ter­plat­ten, die Teil-Bestückung wie oben beschrie­ben, die Bau­tei­le­ko­sten und die Zusatz­ko­sten für ein „exten­ded Part“. Außer­dem beinhal­tet der Preis die Lie­fe­rung nach Deutsch­land in das Ver­teil­zen­trum von JLCPCB, die Ver­zol­lung und den Wei­ter­ver­sand vom Ver­teil­zen­trum zu mir nach Hau­se. Der Gesamt­preis teilt sich übri­gens fol­gen­der­ma­ßen auf: Mer­chan­di­se Total: €17.73, Ship­ping Char­ge: €10.78. Die Lie­fer­zeit war 12 Tage, Sonn­tag­abend bestellt und Frei­tags geliefert.

Auch der Ser­vice war her­vor­ra­gend. Ich hat­te am Sonn­tag­nach­mit­tag mehr­fach ver­sucht, die Bestel­lung online ein­zu­ge­ben und es kam immer wie­der eine unver­ständ­li­che Feh­ler­mel­dung beim Über­neh­men in den Waren­korb. Dar­auf konn­te ich mir kei­nen Reim machen, also mal im Online For­mu­lar um Hil­fe gebe­ten. Ich erhielt sofort eine auto­ma­ti­sche Email-Ant­wort, daß im Moment nie­mand ver­füg­bar sei und man sich sobald wie mög­lich mel­det. Ja klar, es muss­te in Chi­na auf Mit­ter­nacht zuge­hen, die Ant­wort wird dann wohl am Mon­tag­mor­gen kom­men. Zu mei­ner Ver­wun­de­rung dau­er­te es kei­ne Stun­de, bis mir jemand per Email freund­lich und in gutem Eng­lisch erklär­te, daß ich ver­mut­lich eine Kom­bi­na­ti­on gewählt hät­te, die sie nicht anbie­ten. Sie ken­nen das Pro­blem, der Dia­log auf der Web­site wür­de nicht alle Ein­ga­be­feh­ler abfan­gen. Ich hat­te 1,2 mm Lei­ter­plat­ten­stär­ke bei blau­em Löt­stopp­lack gewählt, blau geht aber nur bei 1,6 mm Stärke.

Unglaub­lich, da kann und will kein euro­päi­scher Her­stel­ler mit­hal­ten, ganz davon abge­se­hen, daß die hier noch nie an Bast­lern inter­es­siert waren. Die waren immer nur lästig. Wo führt das hin? Ganz klar zu immer wei­te­rer Abhän­gig­keit von Chi­na. Unse­re Fer­ti­gung macht dicht und irgend­wann wer­den wir jeden Preis zah­len müs­sen, weil wir es nicht mehr kön­nen. Viel­leicht wird ja Gen­der­ga­ga und Kli­ma­hy­ste­rie unser neu­er Exportschlager.