Meine endgespeiste Langdrahtantenne funktioniert auf dem 20-m-Band und dem 40-m-Band recht gut, mit den genannten Kompromissen auch auf 15 m und 10 m. Auf allen genannten Bändern habe ich etliche FT‑8 QSOs durchgeführt. Bei eingehenderen Tests habe ich aber jetzt festgestellt, daß auf dem 10-m-Band schon nach einer Minute Dauertest mit 50 Watt das Stehwellenverhältnis langsam wegläuft. Nach zwei oder drei Minuten geht es dann schlagartig auf unendlich. Dasselbe passiert mit 100 Watt auf 15 m, allerdings dauert es da etwa doppelt so lange. Auf 40 und 20 m tritt dieser Effekt zumindest nicht innerhalb der ersten zehn Minuten auf. Da ist etwas oberfaul. Entweder wird der Übertrager zu heiß oder der Keramikkondensator am Eingang des Anpaßglieds macht Zicken. Das werde ich weiter prüfen, wenn das Wetter wieder besser wird. Bis dahin werde ich mich nochmal, zunächst theoretisch, mit dem Antennenbau befassen.
Beim Bau der Langdrahtantenne habe ich gelernt, daß es in der Praxis nicht trivial ist, eine Antenne für mehrere Bänder zu bauen, auch wenn sie harmonisch zueinander sind. Auch sind reale Übertrager ziemlich weit vom idealen Übertrager weg, vielleicht auch wegen suboptimaler Wickeltechnik. Da gibt es sicherlich Verbesserungspotential. Beispielsweise habe ich jetzt in dem Balun-Workshop gelesen, daß man Ringkerne zum Vermeiden von Spannungsüberschlägen besser nicht mit Kupfer-Lack-Draht bewickelt, sondern Silikon-isolierte Litze nehmen soll. Das werde ich bei nächster Gelegenheit mal ausprobieren. Die dürfte wegen ihrer Biegsamkeit auch viel leichter zu verarbeiten sein.
Jetzt werde ich aber erst mal einen Dipol nach Lehrbuch für ein einziges Band bauen und ihn nach allen Regeln der Kunst auf 50 Ohm Wellenwiderstand in Bandmitte trimmen. Ich werde ihn auf dem oberen Balkon aufhängen, der eine Spannweite von gut 5,50 m zulässt. Der Dipol wäre damit etwa 8 m über dem Erdboden, aber das Edelstahl-Balkongeländer und die nicht weit entfernte Dachrinne werden sicher ihren Einfluß geltend machen. Schön wäre, wenn ich einen Dipol für das 15-m-Band bauen könnte. Wenn ich wieder den starren Aluminium-Weidezaundraht nehme, könnte dieser auf beiden Seiten einige zehn Zentimeter überstehen ohne daß er wie bei einer Litze wegen der Schwerkraft durchhängt.
Beginnen wir mal mit einer Simulation. Dafür empfiehlt sich das kostenlose Programm 4nec2, das man z.B. hier herunterladen kann. Bekanntlich hat ein Dipol im Resonanzfall eine reelle Impedanz von etwa 70 Ohm, also etwas abseits der gewünschten 50 Ohm. Das ist normalerweise kein Problem, weil es deutlich innerhalb des Abstimmbereichs eines Antennentuners liegt. Hier die Simulation eines 6,85 m langen Dipols (die Bandmitte bei 21,225 MHz entspricht einer Wellenlänge von 14,13 m).

Der Verkürzungsfaktors liegt bei etwa 0,97 und die reelle Impedanz bei 66 Ohm. 4nec2 kann auch das zugehörige Smith Diagramm darstellen:
Die simulierten Werte können im Touchstone-Format als s1p-Datei exportiert und mit SimSmith wieder eingelesen werden:

Der Kreis für ein Stehwellenverhältnis von 1,5 zeigt, daß der Dipol auf dem 15-m-Band bereits ohne weitere Anpassungsmaßnahmen zu benutzen wäre. SimSmith bietet allerdings die Möglichkeit, eine Anpassung auf 50 Ohm mit einem LC-Glied zu erreichen:

Man sieht hier an der orangen Linie, daß der Kondensator die Impedanz zunächst in den kapazitiven Bereich verschiebt und die Spule (grün) sie wieder in Richtung zum induktiven Bereich verschiebt. Auf den Kondensator kann man komplett verzichten, wenn man nicht bei einer reellen Impedanz startet, sondern im kapazitiven Bereich eines Dipols. Das ist dann der Fall eines verkürzten Dipols mit Verlängerungsspule. Bei einem Dipol mit 6,15 m Gesamtlänge sieht das dann folgendermaßen aus:

Welche Art der Anpassung nun letztlich besser ist, bleibt abzuwarten. Normalerweise wird man den Dipol in resonanter Länge ohne eigene Anpassung verwenden und den Antennentuner an der anderen Seite des Koaxkabels seine Arbeit machen lassen. Wegen der begrenzten Verhältnisse auf unserem Balkon werde ich aber die verkürzte Antenne mit Verlängerungsspule austesten, sobald das Wetter besser wird und die Tage länger werden.