Spu­len­wickeln und ‑mes­sen in der Praxis

Über das Wickeln von Spu­len ist bereits viel nütz­li­ches geschrie­ben wor­den. Eini­ge Links auf hilf­rei­che Arti­kel und Werk­zeu­ge habe ich bereits bei der Beschrei­bung des Anten­nen­tu­n­ers ange­ge­ben. Die­se Werk­zeu­ge wer­den auch hier wie­der verwendet.

Begriffs­be­stim­mung

Frei­tra­gen­de zylin­dri­sche Spu­len wer­den oft als Luft­spu­len bezeich­net. Zu recht wei­ßen man­che dar­auf hin, daß das falsch sei, denn die Spu­le ist nicht aus Luft gewickelt, son­dern aus einem Lei­ter, mei­stens aus Kup­fer. Daher wird auch ger­ne der Begriff Luft­kern­spu­le als Gegen­satz zur Fer­rit­kern­spu­le ver­wen­det. Das hal­te ich, auch wenn es tech­nisch und gram­ma­ti­ka­lisch kor­rekt ist, für unglück­lich, dann die Luft im Kern der Spu­le hat kei­nen meß­ba­ren Ein­fluß auf ihre elek­tri­schen Eigen­schaf­ten. Ein Vaku­um wäre im Rah­men unse­rer Ama­teur­meß­mit­tel völ­lig iden­tisch. Ich bevor­zu­ge und ver­wen­de daher den Begriff kern­lo­se Spu­le.

Mei­ne Quel­le für Kupferdraht

Die nach­fol­gend exem­pla­risch beschrie­be­nen kern­lo­sen Spu­len sind aus blan­kem Kup­fer­draht gewickelt, der aus 3 x 1,5 mm² Man­tel­lei­tung gewon­nen wur­de (knapp 1,4 mm Durch­mes­ser). Rest­stücke die­ser Man­tel­lei­tung fal­len bei der Haus­in­stal­la­ti­on an. Selbst wenn man sol­che Kabel nicht hat, ist es wohl preis­wer­ter einen 25‑, 50- oder 100-m-Ring im Bau­markt zu kau­fen, als Kup­fer­lack­draht im Elek­tronik­han­del. Oxi­da­ti­on der blan­ken Spu­le läßt sich z.B. mit Löt­lack vor­beu­gen. Soll der Draht etwas dün­ner oder dicker sein, kann man auch Instal­la­ti­ons­lei­tun­gen mit 1 mm², 2,5 mm² oder noch grö­ße­rem Quer­schnitt bekom­men. Wem es auf das letz­te Quänt­chen Güte ankommt, der wird frei­lich zu ver­sil­ber­tem Kup­fer­draht (CuAg) greifen.

Zum Abman­teln der Kabel gibt es prak­ti­sche preis­wer­te Werk­zeu­ge im Bau­markt, soweit man sie nicht sowie­so im Werk­zeug­kof­fer hat. Als Bei­spiel die­ses Exem­plar, das knapp 40 Jah­re alt ist und mut­maß­lich dut­zen­de Stun­den im Ein­satz war:

Abisolierer aus dem Baumarkt
Abiso­lie­rer aus dem Baumarkt

Das Abman­teln einer ein­zel­nen Ader auf meh­re­re Meter ist nicht ganz so tri­vi­al. Eine Abiso­lier­zan­ge ist nur für weni­ge Zen­ti­me­ter geeig­net. Ich habe mir daher ein klei­nes Werk­zeug aus 8 mm dickem PVC gefräst. Es hat ein Loch mit 3 mm Durch­mes­ser, durch den eine Ader mit Iso­lie­rung passt und in einer pas­send gefrä­sten Nut ist die Klin­ge eines Cut­ters mit Heiß­kle­ber ein­ge­klebt. Die­se Klin­ge ist so justiert, daß sie die Iso­lie­rung des Drah­tes hin­rei­chend weit ein­schnei­det, so daß sie nach dem Durch­zie­hen fast von sel­ber abfällt. Hier zwei Fotos davon:

Abisolierer für einzelne Adern mit eingeklebter Cutterklinge
Abiso­lie­rer für ein­zel­ne Adern mit ein­ge­kleb­ter Cutterklinge

Abisolierer für einzelne Adern (mit isolierter Ader)
Abiso­lie­rer für ein­zel­ne Adern (mit iso­lier­ter Ader)

Fer­rit­kern oder kern­lo­se Spulen?

Es gibt doch so schö­ne und preis­wer­te Eisen­pul­ver- und Ferritring­ker­ne, die mit viel weni­ger Win­dun­gen und klei­ne­rer Bau­art die­sel­be Induk­ti­vi­tät errei­chen, wie eine kern­lo­se Zylin­der­spu­le. Da man mit einem kür­ze­ren Draht aus­kommt, soll­te auch die Güte bes­ser sein. War­um soll man da eine kern­lo­se Spu­le verwenden?

Alle Spu­len­ker­ne haben die prin­zi­pi­ell nach­tei­li­ge Eigen­schaft, bei zu gro­ßer magne­ti­scher Feld­stär­ke in die Sät­ti­gung zu gera­ten. Bei kern­lo­sen Spu­len steigt die magne­ti­sche Fluß­dich­te B pro­por­tio­nal mit der magne­ti­schen Feld­stär­ke H, die wie­der­um von der Strom­stär­ke in der Spu­le bestimmt wird. Bei Spu­len mit Ker­nen ist das nicht mehr der Fall, in der Sät­ti­gung steigt die Fluß­dich­te nur noch gering an (Weich­ma­gne­ti­sche Werk­stof­fe). Die Induk­ti­vi­tät der Spu­le wird daher bei hohen Lei­stun­gen nicht­li­ne­ar. Die bei gerin­ger Lei­stung mit einem VNWA gemes­se­nen Daten sind also nicht ohne wei­te­res auf den Betrieb mit höhe­rer Lei­stung über­trag­bar. Außer­dem gibt es wegen der Hyste­re­se­kur­ve Umma­gne­ti­sie­rungs­ver­lu­ste, die die Güte der Kern­spu­le nega­tiv beeinflussen.

Daher müs­sen Kern­spu­len für die Betriebs­lei­stung hin­rei­chend dimen­sio­niert sein. Aus eige­ner Erfah­rung kön­nen Ker­ne schon bei 100 Watt Sen­de­lei­stung sehr heiß wer­den. Wenn sie dann die Curie-Tem­pe­ra­tur über­schrei­ten, ver­lie­ren sie völ­lig ihre magne­ti­schen Eigen­schaf­ten. Zudem sind man­che Ker­ne elek­trisch lei­tend, was ins­be­son­de­re bei hohen HF-Span­nun­gen eine hin­rei­chen­de Iso­lie­rung der Wick­lung erfordert.

Aus die­sen Grün­den bevor­zu­ge ich, wenn mög­lich, kern­lo­se Spu­len, zumin­dest wenn Lei­stung im Spiel ist oder eine mög­lichst hohe Güte benö­tigt wird.

Spu­len­mes­sung mit dem VNWA

Hat man nun nach einer der vor­lie­gen­den Anlei­tun­gen eine schö­ne Spu­le gewickelt, dann muß sie auch qua­li­fi­ziert nach­ge­mes­sen wer­den. Man will im wesent­li­chen wis­sen, ob sie die ange­streb­te Induk­ti­vi­tät und Güte hat und natür­lich auch, bei wel­cher Fre­quenz sie ihre Par­al­lel­re­so­nanz auf­weist. Nur unter­halb die­ser Selbst­re­so­nanz­fre­quenz (SRF) ist sie als Induk­ti­vi­tät zu gebrauchen.

Ein­la­gi­ge kern­lo­se Zylinderspule

Zum Ein­stieg zei­ge ich mal den Bau und die Mes­sung einer ein­la­gi­gen kern­lo­sen Zylin­der­spu­le aus 1,4 mm Kup­fer­draht mit 9 Win­dun­gen, 30,5 mm Durch­mes­ser und 3 mm Win­dungs­ab­stand, also 27 mm Gesamtlänge.

kernlose Zylinderspule mit 9 Windungen
kern­lo­se Zylin­der­spu­le mit 9 Windungen

Die Spu­le wur­de zunächst auf einem Wickel­kör­per von etwa 28 mm Durch­mes­ser, einem lee­ren Mul­ti­vit­amin-Brau­se­ta­blet­ten-Röhr­chen, gewickelt. Nach dem Wickeln dehnt sie sich wegen der ver­blei­ben­den Span­nung auf gut 30 mm auf und kann dann leicht in einen vor­be­rei­te­ten gefrä­sten Hal­ter aus unbe­schich­te­tem GFK-Mate­ri­al ein­ge­schraubt wer­den. Er zwingt die Spu­le auf einen Durch­mes­ser von 30,5 mm und einen Win­dungs­ab­stand von 1,5 mm. Die zwei­te Rei­he von Boh­run­gen ist zum Ein­schrau­ben einer äuße­ren, etwas grö­ße­ren, Spu­le vor­ge­se­hen. Damit sind also zwei- oder mehr­la­gi­ge kern­lo­se Spu­len mög­lich, die spä­ter noch unter­sucht werden.

Nach dem Spreadsheet von HB9DFZ soll­te die­se Spu­le eine Induk­ti­vi­tät von 1,729 µH und bei 5 MHz eine Güte von 306,8 haben. Zu beach­ten ist, daß das Spreadsheet kei­ne para­si­tä­ren Kapa­zi­tä­ten, also auch kei­ne Selbst­re­so­nanz­fre­quenz berück­sich­tigt. Daher wächst die errech­ne­te Güte gren­zen­los mit der Fre­quenz. Das Spreadsheet ist daher zur Abschät­zung der Güte nur deut­lich unter­halb der SRF zu gebrauchen.

Der Meß­auf­bau sieht fol­gen­der­ma­ßen aus:

Der Testaufbau mit einem VNWA
Der Test­auf­bau mit einem VNWA

Die Spu­le wird nur an den Meß­aus­gang des VNWA ange­schlos­sen, es wer­den also nur die s11-Para­me­ter gemes­sen. Letzt­lich funk­tio­niert die Mes­sung genau­so, wie die LTSpi­ce-Simu­la­ti­on im vor­he­ri­gen Bei­trag: es wird eine defi­nier­te Meß­span­nung auf die Spu­le gege­ben und der dar­aus resul­tie­ren­de Strom gemes­sen. Span­nung und Strom wer­den jeweils in Betrag und Pha­se gemes­sen. Dar­aus wer­den dann wie bei LTSpi­ce alle unten dar­ge­stell­ten Para­me­ter errechnet.

Messung einer kernlosen Zylinderspule mit dem DG8SAQ VNWA
Mes­sung einer kern­lo­sen Zylin­der­spu­le mit dem DG8SAQ VNWA

Zur Ver­gleich­bar­keit mit den Simu­la­tio­nen sind auch hier wie­der der Schein­wi­der­stand |Z|, die Induk­ti­vi­tät L und die Güte QL dar­ge­stellt. Zur Ver­deut­li­chung sind fünf Mar­ker an unter­schied­li­chen Fre­quen­zen eingefügt.

Bei nied­ri­gen Fre­quen­zen wird eine Induk­ti­vi­tät von 1,75 µH gemes­sen, was erstaun­lich genau der vor­her­ge­sag­ten Induk­ti­vi­tät von 1,73 µH entspricht.

Die Selbst­re­so­nanz­fre­quenz der Spu­le liegt bei 98,4 MHz, am rech­ten Rand des Dia­gramms. Aus der SRF und der Induk­ti­vi­tät von 1,75 µH kann man nach der Thom­son­schen Schwin­gungs­glei­chung auf eine para­si­tä­re Kapa­zi­tät von etwa 1,5 pF schließen.

Die Güte bei 5 MHz liegt bei gemes­se­nen 375, was den vor­her­ge­sag­ten 307 auch recht nahe kommt. Güte­mes­sun­gen sind aller­dings noto­risch unge­nau und wer­den wei­ter unten noch etwas detail­lier­ter diskutiert.

Ein­la­gi­ge kern­lo­se Zylin­der­spu­le höhe­rer Induktivität

Mit­un­ter braucht man für die unte­ren Kurz­wel­len­bän­der Spu­len höhe­rer Induk­ti­vi­tät. Ab dem obe­ren ein­stel­li­gen µH-Bereich kön­nen sol­che Spu­len mecha­ni­sche Dimen­sio­nen anneh­men, die in den übli­chen Gehäu­sen kaum mehr hand­hab­bar sind. Das ändert aber nichts an ihrer Mach­bar­keit. Als Bei­spiel soll jetzt eine Spu­le von etwa 12 µH unter­sucht werden.

Durch Aus­pro­bie­ren prak­ti­ka­bler Wer­te erhält man mit dem Spreadsheet von HB9DFZ für eine Spu­le mit 80 mm Durch­mes­ser und einer Län­ge von 33,6 mm bei 12 Win­dun­gen eine Induk­ti­vi­tät von knapp 13 µH. Bei 10 MHz wird eine Güte von 930 prognostiziert.

Die Stei­gung von 2,8 mm wur­de übri­gens nach der Dau­men­re­gel aus­ge­wählt, wonach der Win­dungs­ab­stand für opti­ma­le Güte genau­so groß sein soll, wie der Draht­durch­mes­ser, näm­lich bei dem ver­wen­de­ten Draht jeweils 1,4 mm.

Wegen des gro­ßen Durch­mes­sers der Spu­le sind wei­te­re Abstands­hal­ter vor­ge­se­hen, die den kor­rek­ten Abstand der ein­zel­nen Win­dun­gen sicherstellen.

Einlagige kernlose Zylinderspule, 12 Windungen, 80 mm Durchmesser
Ein­la­gi­ge kern­lo­se Zylin­der­spu­le, 12 Win­dun­gen, 80 mm Durchmesser

Die nach­fol­gen­de Gra­fik zeigt die Meßergebnisse:

Meßergebnisse der einlagigen kernlosen Zylinderspule
Meß­er­geb­nis­se der ein­la­gi­gen kern­lo­sen Zylinderspule

Man beach­te, daß die ver­ti­ka­le Ska­lie­rung der Induk­ti­vi­tät und der Güte gegen­über der vori­gen Mes­sung geän­dert wur­de. Die Induk­ti­vi­tät ist mit 14,2 µH etwas höher als berech­net. Bei der Güte soll­te man sich nicht auf die Mar­ker ver­las­sen, die zufäl­lig auf einem Aus­rei­ßer der Meß­wer­te ste­hen kön­nen. „Mit dem Auge gemit­telt“ dürf­te die 10 MHz-Güte bei etwa 400 lie­gen. Eine schmal­ban­di­ge­re Mes­sung von 8 bis 12 MHz ergibt eine Güte von unge­fähr 500, also etwa halb soviel, wie vor­her­ge­sagt. Die Selbst­re­so­nanz­fre­quenz liegt bei unge­fähr 20 MHz.

Da eine Spu­le von 80 mm Durch­mes­ser nur schlecht hand­hab­bar ist, soll nun eine zwei­la­gi­ge kern­lo­se Spu­le ähn­li­cher Induk­ti­vi­tät unter­sucht werden.

Zwei­la­gi­ge kern­lo­se Zylinderspule

Kern­lo­se Zylin­der­spu­len las­sen sich mit einem gefrä­sten Wickel­kör­per auch leicht als zwei- oder mehr­la­gi­ge Spu­len fer­ti­gen. Das soll­te die Induk­ti­vi­tät bei nied­ri­gem Bau­vo­lu­men deut­lich erhö­hen. Gleich­zei­tig wird man aber erwar­ten, daß die Selbst­re­so­nanz­fre­quenz sinkt, weil die para­si­tä­re Kapa­zi­tät grö­ßer wird, als bei einer ein­la­gi­gen Spule.

Der nach­fol­gend unter­such­te Pro­to­typ der zwei­la­gi­gen Zylin­der­spu­le besteht aus zwei zunächst unab­hän­gi­gen Spu­len. Sie sind ein­zeln gewickelt, wur­den nach­ein­an­der in den Spu­len­trä­ger ein­ge­dreht (am besten fängt man mit der inne­ren Spu­le an) und dann die Dräh­te am einen Ende anein­an­der­ge­lö­tet, am ande­ren Ende wur­de eine Meß­buch­se angelötet.

Zu Beach­ten ist, daß der Wickel­sinn bei­der Spu­len gleich sein muß. Da die eine Spu­le nach oben und die ande­re nach unten steigt, muß die eine links­her­um und die ande­re rechts­her­um gewickelt wer­den. Zur Wah­rung der Form­sta­bi­li­tät und des Abstan­des bei­der Spu­len sind hier noch klei­ne Abstands­hal­ter ein­ge­klemmt. Beim Frä­sen die­ser Hal­ter ist zu beach­ten, daß die Win­dun­gen der bei­den Spu­len nicht par­al­lel ver­lau­fen, son­dern sich wegen der ent­ge­gen­ge­setz­ten Wickel­rich­tung bei 90° und 270° schnei­den. Die Ein­ker­bun­gen auf bei­den Sei­ten soll­ten sich also gegen­über lie­gen. Anders als hier gezeigt rei­chen zwei die­ser Hal­ter auch völ­lig aus.

Die inne­re Spu­le hat einen Durch­mes­ser von 28 mm, die äuße­re von 36 mm. Sowohl auf der inne­ren wie auch auf der äuße­ren Spu­le sind 13,5 Win­dun­gen auf­ge­bracht, was ins­ge­samt 27 Win­dun­gen ergibt. Die Stei­gung beträgt jeweils 2,8 mm, was zu knapp 38 mm Spu­len­län­ge führt (2,8 mm ∗ 13,5 Windungen).

Zur über­schlä­gi­gen Bestim­mung der Induk­ti­vi­tät neh­me ich einen mitt­le­ren Durch­mes­ser von 32 mm und kom­me mit dem oben schon genann­ten Spreadsheet von HB9DFZ auf 12,88 µH und bei 10 MHz auf eine Güte von 213.

Meß­er­geb­nis­se der zwei­la­gi­gen Spule

Meßergebnisse der zweilagigen kernlosen Zylinderspule
Meß­er­geb­nis­se der zwei­la­gi­gen kern­lo­sen Zylinderspule

Die gemes­se­ne Induk­ti­vi­tät liegt bei etwa 11,4 µH, also etwas unter­halb, aber den­noch recht nahe bei den oben errech­ne­ten 12,88 µH. Die vor­her­ge­sag­te Güte bei 10 MHz von 213 wird mit etwa 400 (wie­der „mit dem Auge gemit­telt“) deut­lich über­bo­ten. Es fällt auf, daß die Güte auch bei Fre­quen­zen über 10 MHz, anders als bei der ein­la­gi­gen Spu­le, rela­tiv hoch bleibt. Eine etwas breit­ban­di­ge­re Mes­sung zeigt, daß die Selbst­re­so­nanz­fre­quenz bei etwa 19 MHz liegt.

Ein kur­zer Ver­gleich mit der ein­la­gi­gen Spu­le zeigt also, daß SRF und Güte nur wenig gesun­ken sind. Nicht ver­ges­sen darf man aller­dings, daß die Induk­ti­vi­tät der ein­la­gi­gen Spu­le doch etwa 25% höher ist. Ein fai­rer Ver­gleich wirk­lich glei­cher Induk­ti­vi­tä­ten, wird daher noch deut­li­cher zugun­sten der ein­la­gi­gen Spu­le aus­fal­len (aber „Wel­ten“ lie­gen nicht dazwischen).

Ver­gleichs­mes­sung einer Ringkernspule

Zum Ver­gleich mit den ein- und zwei­la­gi­gen kern­lo­sen Spu­len soll eine Ring­kern­spu­le ähn­li­cher Induk­ti­vi­tät unter­sucht wer­den. Weil vor­han­den, fällt die Wahl auf einen FT114-61 Ring­kern. Der mini-Ring­kern­rech­ner errech­net für 12 Win­dun­gen eine Induk­ti­vi­tät von 11,4 µH.

Ringkernspule. 12 Windungen auf FT114-61
Ring­kern­spu­le. 12 Win­dun­gen auf FT114-61

Meß­er­geb­nis­se der Ringkernspule

Meßergebnisse der Ringkernspule
Meß­er­geb­nis­se der Ringkernspule

Die Induk­ti­vi­tät liegt mit 10,9 µH auch hier leicht unter der pro­gno­sti­zier­ten von 11,4 µH. Die Selbst­re­so­nanz­fre­quenz ist hier nicht gezeigt, sie liegt bei knapp 30 MHz. Bei nied­ri­gen Fre­quen­zen von 1 und 2 MHz ist die Güte sehr hoch, sie sinkt aber schon bei 5 MHz unter die der kern­lo­sen Spu­le und sie wird schon bei 10 und 14 MHz kaum mehr als ein fünf­tel der zwei­la­gi­gen kern­lo­sen Spu­le. Auch wenn man Güte­mes­sun­gen immer etwas kri­tisch betrach­ten soll­te, ist der Trend eindeutig.

Zusam­men­fas­sung der Meßergebnisse

Es wur­den exem­pla­risch drei Spu­len mit unge­fähr glei­cher Induk­ti­vi­tät mit einem VNWA von DG8SAQ durch­ge­mes­sen. Das nach­fol­gen­de Foto zeigt einen Grö­ßen­ver­gleich der Spulen.

Größenvergleich der hier gemessenen Spulen
Grö­ßen­ver­gleich der hier gemes­se­nen Spulen

Die größ­te Spu­le is eine ein­la­gi­ge kern­lo­se Spu­le mit 80 mm Durch­mes­ser und 34 mm Höhe. Bei 10 MHz hat sie die beste Güte die­ser Spu­len und ihre Selbst­re­so­nanz­fre­quenz liegt bei 20 MHz. Die zwei­la­gi­ge kern­lo­se Spu­le steht ihr in den elek­tri­schen Eigen­schaf­ten kaum nach, hat aber weni­ger als den hal­ben Durch­mes­ser, belegt damit also weni­ger als ein vier­tel der Flä­che und ist nur 4 mm höher.

Die Grö­ße der Ring­kern­spu­le ist unschlag­bar. Ihr Durch­mes­ser ist dem der zwei­la­gi­gen Zylin­der­spu­le ähn­lich (33 mm vs. 36 mm), aber die Höhe beträgt mit 10 mm nur ein gutes vier­tel der Zylin­der­spu­le. Dafür ist die Zylin­der­spu­le wesent­lich höher belast­bar. Ihre Güte von etwa 400 bedeu­tet, daß sie ein vier­hun­dert­stel der beauf­schlag­ten Lei­stung in Wär­me umwan­delt, also 1 Watt bei 400 Watt Lei­stung. Da sie „luft­ge­kühlt“ ist, wür­de ich ihr ohne wei­te­res 2,5 W Ver­lust zumu­ten, sie also mit 1 kW betrei­ben. In der Ring­kern­spu­le wird bei einer Güte von 80 bereits bei 80 W Bela­stung ein Watt ver­bra­ten. Da sie wegen der kom­pak­ten Bau­wei­se viel schlech­ter gekühlt wird, ist die­se Bela­stung schon bedenklich.

Quint­essenz, wenn’s passt: kern­lo­se Spu­len verwenden!

Güte­mes­sun­gen an Spulen

Güte­mes­sun­gen sind noto­risch unge­nau und rausch­be­haf­tet. Das liegt dar­an, daß Güte­mes­sun­gen an die Meß­gren­zen sto­ßen. Der Blind­wi­der­stand liegt in der Grö­ßen­ord­nung hun­der­te Ohm bis weni­ge kΩ, wäh­rend der Wirk­wider­stand in der Grö­ßen­ord­nung eini­ger 100 mΩ bis weni­gen Ohm liegt. Außer­dem kann die Spu­le Stö­run­gen aus der Umge­bung ein­fan­gen. Die oben gezeig­te Meß­kur­ve ver­wen­det schon einen Trick, um die Kur­ve zu glät­ten: die Kur­ve der Güte wird über die jeweils benach­bar­ten 40 Meß­punk­te geglät­tet (smoot­hing). Die unge­glät­te­te Kur­ve sieht so aus:

Messung einer kernlosen Zylinderspule mit dem DG8SAQ VNWA
Mes­sung einer kern­lo­sen Zylin­der­spu­le mit dem DG8SAQ VNWA, ohne Smoot­hing der Güte

Und das ist noch harm­los, denn man kann schon optisch nur mit dem Auge die Güte abschät­zen. Das ist nicht immer so. Die bei­den ande­ren Kur­ven in die­sem Bei­spiel sind übri­gens nicht geglättet.

Die­sel­be Spu­le ist hier noch­mal etwas schmal­ban­di­ger gemes­sen und neben der Güte wird auch noch ihr Blind­wi­der­stand und ihr Wirk­wider­stand dargestellt.

Güte, Wirk- und Blindwiderstand einer Spule
Güte, Wirk- und Blind­wi­der­stand einer Spule

Güte und Wirk­wider­stand sind über jeweils 40 Meß­wer­te geglät­tet, der Blind­wi­der­stand ist nicht geglät­tet. Die Güte wird aus Q=X/R berech­net und man sieht and den Meß­wer­ten deut­lich, daß der Wirk­wider­stand R für das Rau­schen und die nicht-Mono­to­nie der Güte ver­ant­wort­lich ist. Die Güte folgt spie­gel­bild­lich dem Wirk­wider­stand, die Kur­ve des Blind­wi­der­stands ist im Rah­men der Meß­ge­nau­ig­keit rausch­frei und monoton.

Trotz Glät­tung ver­blei­ben Unre­gel­mä­ßig­kei­ten (nicht-Mono­to­ni­en) in den Meß­kur­ven, die nicht mehr auf Rau­schen zurück­zu­füh­ren sind. Man sieht hier z.B. eine Erhö­hung des Wirk­wider­stan­des und ent­spre­chen­de Ver­min­de­rung der Güte zwi­schen etwa 15 und 30 MHz. Sie blei­ben bei Wie­der­ho­lun­gen der Mes­sung im wesent­li­chen gleich. Die Ursa­che ist unbe­kannt und gele­gent­lich wer­de ich da noch­mal wei­ter forschen.

Man kann die Meß­kur­ve noch wei­ter glät­ten und auch eine Aus­gleichs­kur­ve oder einen Spli­ne dafür berech­nen. Das soll­te natür­lich mit gro­ßer Vor­sicht gemacht wer­den, weil es zwar die Kur­ven ver­schö­nert, aber die wah­ren Ursa­chen verdeckt.

Ver­bes­se­rung von Gütemessungen

Zur Ver­bes­se­rung der Güte­mes­sun­gen schlägt Kurt, OZ7OU, zwei unter­schied­li­che Maß­nah­men vor. Zum einen hilft es, die Spu­le von äuße­ren Stö­run­gen abzu­schir­men und sie z.B. in einen lee­ren Farb­ei­mer zu mon­tie­ren. Zum ande­ren kann man die Güte auch bei Seri­en­re­so­nanz mes­sen, wo die Impe­dan­zen ein Mini­mum errei­chen, bei dem sie mit guter Auf­lö­sung meß­bar sind. Eine Seri­en­re­so­nanz erreicht man durch Ein­schlei­fen eines pas­sen­den Kon­den­sa­tors hoher Güte.

Die Güte Q eines Schwing­krei­ses im Reso­nanz­fall errech­net sich aus der Güte QC des Kon­den­sa­tors und der Güte QL der Spu­le nach fol­gen­der Formel:


Schwing­kreis­gü­te:

     QL * QC 
Q = ────────
     QL + QC

Wenn man einen Kon­den­sa­tor aus­wählt, des­sen Güte weit­aus höher als die der Spu­le ist, dann nähert sich die gemes­se­ne Güte Q der Güte der Spu­le QL an. Zumin­dest erhält man eine gute unte­re Abschät­zung: auch bei einem Kon­den­sa­tor gerin­ger Güte, ist die tat­säch­li­che Güte der Spu­le also immer noch bes­ser, als die damit gemes­se­ne Güte.

Der klei­ne Nach­teil die­ser Metho­de ist, daß man mit einem festen Kon­den­sa­tor immer nur die Güte bei einer ein­zi­gen Fre­quenz mes­sen kann. Kurt schlägt daher vor, einen Dreh­kon­den­sa­tor zu ver­wen­den, um die Güte leicht bei meh­re­ren unter­schied­li­chen Fre­quen­zen zu messen.

Da hier kei­ne hohen Anfor­de­run­gen an die Prä­zi­si­on der Güte­mes­sung gestellt wer­den sol­len, gebe ich mich für die hier gezeig­ten Spu­len mit der gemes­se­nen (und geglät­te­ten) Güte des VNWA zufrie­den. Sie lie­gen, wie ein­gangs gezeigt, nicht um Grö­ßen­ord­nun­gen dane­ben und soll­ten zumin­dest für ver­glei­chen­de Mes­sun­gen hin­rei­chend genau sein.

Wei­te­re geplan­te Ver­su­che: Sonderbauformen

Bei Gele­gen­heit wer­de ich noch eini­ge leicht zu fer­ti­gen­de Son­der­bau­for­men kern­lo­ser Spu­len untersuchen.

n‑eckige kern­lo­se Spulen

Spu­len müs­sen nicht zylin­der­för­mig sein, son­dern sie kön­nen auch einen n‑eckigen Quer­schnitt haben. Mit n gegen unend­lich wird dar­aus dann wie­der eine Zylin­der­spu­le. Da die Induk­ti­vi­tät bei sonst glei­chen Eigen­schaf­ten line­ar mit dem Quer­schnitt A wächst, hat eine qua­dra­tisch gewickel­te Spu­le gegen­über einer gleich­gro­ßen Zylin­der­spu­le eine knapp 30% höhe­re Induk­ti­vi­tät (Zylin­der­spu­le: AZ=π/4∗d²; Qua­drat­spu­le: AQ=d²; AQ/AZ=4/π=1,27). Die Län­ge L des Wickel­drah­tes steigt um den­sel­ben Pro­zent­satz (LZ=π∗d vs. LQ=4∗d; LQ/LZ=4/π=1,27), wodurch die Güte in erster Nähe­rung für glei­che Induk­ti­vi­tä­ten gleich­blei­ben soll­te. Kern­lo­se Spu­len mit qua­dra­ti­schem oder recht­ecki­gem Quer­schnitt könn­ten eine kom­pak­te­re Bau­wei­se der damit aus­ge­stat­te­ten Gerä­te erge­ben, weil sie den bei einer Zylin­der­spu­le unge­nutz­ten Raum mit­be­nut­zen. Das kann aber auch zu einem Null­sum­men­spiel wer­den, wenn grö­ße­re Abstän­de ein­ge­hal­ten wer­den müs­sen, um Kopp­lun­gen zu benach­bar­ten Bau­ele­men­ten zu verringern.

Ver­setz­te Wick­lun­gen n‑eckiger Spulen

Bei n‑eckigen Spu­len kann man auf einem geeig­ne­ten Wickel­kör­per ein­zel­ne Win­dun­gen gegen­ein­an­der ver­dre­hen. Das Prin­zip wird bei Kreuzwickel­spu­len schon lan­ge ange­wen­det. Das soll­te zu einer Ver­rin­ge­rung der para­si­tä­ren Kapa­zi­tät und einer ent­spre­chen­den Erhö­hung der Selbst­re­so­nanz­fre­quenz führen.

Koni­sche Spulen

Seit eini­ger Zeit wer­den für den UHF-Fre­quenz­be­reich koni­sche Spu­len ange­bo­ten, die zwar zylin­drisch sind, deren Durch­mes­ser sich aber über die Län­ge ändert. Das soll die Güte der Spu­le erhö­hen. Mal sehen, ob da was (meß­ba­res) dran ist.

Anten­nen­tu­ner, Teil 1

Da mei­ne end­ge­spei­ste Draht­an­ten­ne sowie­so nur als Pro­vi­so­ri­um gedacht war und eigent­lich nur auf dem 20- und 40-m-Band halb­wegs zufrie­den­stel­lend funk­tio­niert, muß eine dau­er­haf­te Lösung her. Ver­suchs­wei­se habe ich einen neu­en 20 m lan­gen Draht gespannt, für den nun ein neu­er Anten­nen­tu­ner gebaut wer­den soll. Wegen der beschrie­be­nen Pro­ble­me mit dem Ring­kern­tra­fo soll die neue Anten­nen­an­pas­sung kom­plett auf Fer­ri­te ver­zich­ten und der Tuner soll mit selbst­ge­wickel­ten Luft­kern­spu­len auf­ge­baut werden.

Design­zie­le

Der Ein­fach­heit hal­ber soll der Tuner nicht auto­ma­tisch funk­tio­nie­ren, damit ent­fällt also eine Steh­wel­len­meß­brücke. Es reicht, wenn der Tuner die Anten­nen­im­pe­danz auf ein Steh­wel­len­ver­hält­nis unter 3 trans­for­miert, den Rest über­nimmt der auto­ma­ti­sche Anten­nen­tu­ner im Trans­cei­ver. Der Tuner soll außen bei der Anten­ne mon­tiert und über die­sel­be RS-485-Schnitt­stel­le ein­ge­stellt wer­den, wie auch schon der Anten­nen­um­schal­ter. Damit wer­den bei­de Gerä­te vom Shack aus zen­tral bedien­bar und auch von dort mit Span­nung versorgt.

Ver­wen­de­te Bauteile

Der prin­zi­pi­el­le Auf­bau eines Anten­nen­tu­n­ers ist aus­ge­spro­chen sim­pel, näm­lich ein LC-Tief­paß. Ein Pro­to­typ wur­de hier schon gezeigt. Jetzt muß man „nur“ noch die Induk­ti­vi­tä­ten und Kapa­zi­tä­ten als hin­rei­chend strom- und span­nungs­fe­ste schalt­ba­re Kas­ka­den aus­füh­ren, das gan­ze steu­er­bar machen und in ein wet­ter­fe­stes Gehäu­se packen. Daher muß man sich zunächst mal Gedan­ken über die Aus­wahl der Bau­tei­le machen.

Hier noch­mal die Tabel­le der benö­tig­ten Kon­den­sa­to­ren und Spulen:

Dimen­sio­nie­rung des LC-Anpassnetzwerks
Bandmitt­le­re
Fre­quenz
Anpas­sung
C [pF]
Anpas­sung
L [nH]
160 m1,90512130.000
80 m3,6505352.900
60 m5,3591537.315
40 m7,100438.749
30 m10,125892.322
20 m14,175283.588
17 m18,11853640
15 m21,225232.020
12 m24,94046608
10 m28,850161.461
6 m50,51511720
4 m70,25014214

Die end­gül­ti­ge Auf­hän­gung der Anten­ne und die Aus­füh­rung des Gegen­ge­wichts wird den Impe­danz­ver­lauf ver­än­dern. Daher sind die­se Wer­te kei­nes­wegs end­gül­tig, aber sie sind zunächst plau­si­ble Ausgangspunkte.

Die Kon­den­sa­to­ren

Wegen der hohen Impe­dan­zen end­ge­spei­ster Anten­nen muß die Span­nung hoch­trans­for­miert wer­den. Bei 100 Watt Aus­gangs­lei­stung und 3 kΩ Impe­danz muß man mit etwa 550 Veff rech­nen. Um auf der siche­ren Sei­te zu sein, soll­ten die Kon­den­sa­to­ren min­de­stens 2 kV aus­hal­ten, was dann theo­re­tisch für über 1 kW Aus­gangs­lei­stung rei­chen wür­de, wenn da nicht die end­li­che Güte der Kon­den­sa­to­ren vor­her zu ihrem ther­mi­schen Able­ben füh­ren würde.

Erste Ver­su­che mit einem mecha­nisch ein­stell­ba­ren Kon­den­sa­tor waren viel­ver­spre­chend. Aller­dings gibt es min­de­stens zwei Pro­ble­me zu lösen, die siche­re Funk­ti­on der Mecha­nik im Außen­ein­satz (wenn auch im Gehäu­se, aber zwi­schen ‑20°C und +80°C) und die man­gel­haf­te Güte des Kon­den­sa­tors. Zudem gibt es kei­nen über­zeu­gen­den Grund, die Impe­danz auf genau 50 Ω anzu­pas­sen, wenn man wenig­stens in die Anpas­sungs­gren­zen des ein­ge­bau­ten Tun­ers kommt. Nach wei­te­ren Ver­su­chen mit selbst­ge­bau­ten Fest­kon­den­sa­to­ren (hier und hier) bin ich nun doch wie­der zurück bei käuf­lich erwerb­ba­ren ein­fa­chen span­nungs­fe­sten (3 kV) Kera­mik­kon­den­sa­to­ren. Deren Güte kommt auch auf eini­ge Hun­dert oder sogar an die Tau­send, womit sich deren Ver­lust­lei­stung bei 100 Watt am Sen­der­aus­gang auf hun­dert oder höch­stens zwei­hun­dert Mil­li­watt begren­zen soll­te. Die Nach­tei­le von Kera­mik­kon­den­sa­to­ren soll­te man frei­lich nicht ver­ges­sen, ins­be­son­de­re die mit­tel­mä­ßi­ge Güte, aber auch die Span­nungs- und Tem­pe­ra­tur­ab­hän­gig­keit ihrer Kapa­zi­tät. Soll­ten sich im Betrieb des Tun­ers Pro­ble­me erge­ben, die auf die­se Män­gel zurück­zu­füh­ren sind, kön­nen die Kera­mik­kon­den­sa­to­ren immer noch durch bes­se­re (ggf. selbst­ge­bau­te) Vari­an­ten ersetzt werden.

Die benö­tig­ten Kapa­zi­tä­ten erge­ben sich aus der oben gezeig­ten Tabel­le. So fiel die Wahl auf eine Kon­den­sa­tor­kas­ka­de aus sechs ver­schie­de­nen Wer­ten, die per Relais jeweils par­al­lel­ge­schal­tet wer­den. Wenn wir davon aus­ge­hen, daß die Schalt­ka­pa­zi­tä­ten ins­ge­samt etwa 10 pF betra­gen (eine opti­mi­sti­sche Annah­me, es wird eher mehr sein), dann soll­te eine Kon­den­sa­tor­kas­ka­de mit den fol­gen­den Kapa­zi­tä­ten die oben gezeig­ten Fäl­le annä­hernd abdecken: 5 pF, 10 pF, 20 pF, 40 pF, 80 pF und 470 pF. Damit soll­te die Kapa­zi­tät dann in 5 pF-Schrit­ten bis 155 pF ein­stell­bar sein, wobei aber immer die geschätz­te Schalt­ka­pa­zi­tät von 10 pF hin­zu­kommt. Außer­dem bringt jedes geöff­ne­te Relais noch­mal 1 pF Kapa­zi­tät dazu (sie­he unten). Der sech­ste Kon­den­sa­tor deckt dann den Bereich ab 470 pF ab.

Spu­len

Aus der Tabel­le ist ersicht­lich, daß Induk­ti­vi­tä­ten bis zu etwa 10 µH not­wen­dig sind. Wenn wir auch hier mit sechs Relais und sechs Spu­len aus­kom­men wol­len, dann ergibt sich als klein­ste Induk­ti­vi­tät und damit Schritt­wei­te ein Wert von 10 µH / 64 = 156 nH. Um mit halb­wegs gera­den Wer­ten zu arbei­ten, ent­schei­de ich mich für 160 nH, 320 nH, 640 nH, 1280 nH, 2560 nH und 5120 nH. Die Spu­len sol­len aus den oben genann­ten Grün­den als Luft­kern­spu­len gewickelt wer­den. Alle ande­ren Kern­ma­te­ria­li­en haben schon im Nor­mal­be­trieb Umma­gne­ti­sie­rungs­ver­lu­ste, die zudem über­pro­por­tio­nal anwach­sen, wenn der Kern in die Sät­ti­gung gerät. Dar­über­hin­aus sind Luft­ker­ne preis­wert und erlau­ben hohe Güten, die pro­blem­los 300 über­stei­gen und auch 500 errei­chen kön­nen. Es gibt aber auch min­de­stens zwei Nach­tei­le gegen­über Ring­kern­spu­len, ihr rela­tiv gro­ßes Volu­men und der not­wen­di­ge grö­ße­re Abstand zu Nach­bar­spu­len, um Kopp­lun­gen gering zu halten.

Dimen­sio­nie­rung der Spulen

Die Induk­ti­vi­tät einer Spu­le errech­net sich nähe­rungs­wei­se nach fol­gen­der For­mel (Wiki­pe­dia):

Damit ist die Induk­ti­vi­tät also pro­por­tio­nal zum Qua­drat der Win­dungs­zahl (N) und dem Quer­schnitt der Spu­le (A) und umge­kehrt pro­por­tio­nal zur Län­ge der Spu­le (l). Damit erge­ben sich prak­tisch belie­bi­ge Dimen­sio­nie­run­gen um eine bestimm­te Induk­ti­vi­tät zu erhal­ten. Aber nicht alle davon sind gleich gut.

Paul Zwicky, HB9DFZ, beschreibt in dem sehr inter­es­san­ten Arti­kel „Opti­mie­rung der Güte ein­la­gi­ger Zylin­der­spu­len“ (Funk­ama­teur 10/2013, Sei­te 1080ff) wie Spu­len dimen­sio­niert sein soll­ten, damit ihre Güte opti­mal ist. Der Arti­kel ist sehr lesens­wert und hier sol­len nur zwei Erkennt­nis­se dar­aus als Faust­re­gel zitiert wer­den: für opti­ma­le Güte sol­len Luft­kern­spu­len etwa halb so lang wie dick sein und der Win­dungs­ab­stand soll etwa dem Draht­durch­mes­ser ent­spre­chen. Dan­kens­wer­ter­wei­se kön­nen auch nicht-Abon­nen­ten des Funk­ama­teur das Spreadsheet von HB9DFZ her­un­ter­la­den, mit dem man Spu­len mög­lichst hoher Güte ent­wer­fen kann. Mit Hil­fe die­ses Spreadsheets habe ich die Spu­len für die­se Induk­ti­vi­täts­kas­ka­de dimen­sio­niert. Hier und da waren klei­ne Abwei­chun­gen not­wen­dig, weil nicht jede Draht­stär­ke und nicht jeder Wickel­durch­mes­ser rea­li­sier­bar war. Auch das zu ver­wen­den­de Gehäu­se setzt Gren­zen beim Durch­mes­ser der Spulen.

In sei­nem Arti­kel „Spu­len­ent­wurf und ‑opti­mie­rung – kom­for­ta­bel gelöst mit Opti­coil V2.2“ (Funk­ama­teur 03/2021, Sei­te 199ff) stellt Ed van Rooij, PA2EVR, sein Pro­gramm Opti­coil vor. Es basiert auf dem zuvor zitier­ten Arti­kel von HB9DFZ sowie wei­te­ren Quel­len. Auch die­ses Pro­gramm ist freund­li­cher­wei­se für Jeder­mann von der Funk­ama­teur Web­site her­un­ter­zu­la­den. Es erleich­tert den Spu­len­ent­wurf gegen­über dem oben genann­ten Spreadsheet erheb­lich, da ver­schie­de­ne Vari­an­ten ein­fach durch­ge­spielt wer­den kön­nen. Ich habe die mit dem Spreadsheet ent­wor­fe­nen Spu­len noch­mal mit Opti­coil veri­fi­ziert und zum Teil leicht ange­passt. Ins­be­son­de­re habe ich die Stei­gung der Win­dun­gen bei 1,5 mm Draht­durch­mes­ser auf 3 mm / Win­dung fest­ge­legt. Damit ergibt sich wegen ganz­zah­li­ger Win­dungs­zah­len für jede Spu­le ein ein­heit­li­ches Raster im Mil­li­me­ter­ab­stand. Zuge­ge­ben, das sind rein opti­sche Grün­de, jedes ande­re Raster ist auch machbar.

Ein klei­ner Wickeltipp

Ein klei­nes prak­ti­sches Pro­blem ergibt sich bei der Suche nach pas­sen­den Wickel­kör­pern zwi­schen etwa 15 mm und 50 mm Durch­mes­ser. Beim Wickeln stellt sich außer­dem her­aus, daß es hilf­reich ist, die Spu­le zunächst auf einem zwei oder drei Mil­li­me­ter dün­ne­ren Kör­per zu wickeln, denn auch das wei­che Kup­fer wickelt sich wie­der ein Stück weit auf. Dann wird die gewickel­te Spu­le auf den vor­ge­se­he­nen dicke­ren Wickel­kör­per auf­ge­bracht, auf dem sie dann stramm, aber auch nicht zu stramm sit­zen soll­te. Auf die­sem Wickel­kör­per kann man dann pas­send gefrä­ste Sprei­zer mit Sekun­den­kle­ber anbrin­gen. Damit nicht der Wickel­kör­per ver­klebt, habe ich vor­her dün­nes Tef­lon­band aus der Sani­tär­ab­tei­lung aufgewickelt.

Die nach­fol­gen­de Tabel­le soll ein­fach nur Ideen lie­fern, wo man nach geeig­ne­ten Wickel­kör­pern suchen kann. Jeder Haus­halt wird sei­ne eige­nen Quel­len haben.

Spu­len und Wickelkörper
vor­han­de­ne Wickel­kör­perDurch­mes­ser [mm]Spu­len­durch­mes­ser [mm]
Kup­fer­rohr15,0016,50
Zelt­stan­ge16,5018,00
Kup­fer­rohr18,0019,50
Pla­stik­rohr20,0021,50
Brau­se­ta­blet­ten Röhrchen29,0030,50
HT-Rohr32,0033,50
Staub­sauger­rohr37,0038,50
HTB DN 4040,0041,50
Abfluß­rohr45,5047,00
HTB DN 5050,0051,50

Der genann­te Spu­len­durch­mes­ser ist um die Draht­dicke (hier 1,5 mm) grö­ßer, als der Wickel­kör­per. Es ist der Durch­mes­ser von Draht­mit­te zu Draht­mit­te und er gilt für die Dimen­sio­nie­rung mit den oben genann­ten Werkzeugen.

Meß­er­geb­nis­se der rea­len Spulen

Die nach­fol­gen­de Tabel­le zeigt die gewähl­te Dimen­sio­nie­rung der Spu­len unter den gege­be­nen Aus­gangs­be­din­gun­gen (Wickel­kör­per, Draht­durch­mes­ser, gewähl­te Stei­gung, maxi­ma­le Abmes­sun­gen) sowie die Meß­er­geb­nis­se der fer­ti­gen Spu­len. Teil­wei­se wur­de von den Vor­schlä­gen der oben gezeig­ten Pro­gram­me abgewichen.

ABCDEFGH
160316,518,0160175224>250,0
320420,021,5318318370207,5
640432,033,5635653212130,9
1.280540,041,51.225130637786,0
2.560937,038,52.544267454960,7
5.1201440,041,55.232648224438,3
Bedeu­tung der Spalten:
A: Soll­in­duk­ti­vi­tät [nH]
B: Windungsanzahl
C: Durch­mes­ser des Wickel­kerns [mm]
D: Durch­mes­ser der fer­ti­gen Spu­le [mm]
E: errech­ne­te Induk­ti­vi­tät [nH]
F: gemes­se­ne Induk­ti­vi­tät bei 15 MHz [nH]
G: gemes­se­ne Güte
H: Selbst­re­so­nanz­fre­quenz [MHz]

Alle Spu­len außer der letz­ten tref­fen hin­rei­chend genau die vor­her errech­ne­te Induk­ti­vi­tät. Die Abwei­chun­gen lie­gen unter 10% und kön­nen gege­be­nen­falls nach dem Ein­bau durch Ver­bie­gen der äuße­ren Win­dun­gen noch etwas getrimmt werden.

Hier ein Foto der fer­tig gewickel­ten Spu­len, jeweils mit ange­lö­te­ter SMA-Buch­se für die Messungen.

Fer­tig gewickel­te Spulen

Die klei­ne­ren Spu­len sind eigen­sta­bil und brau­chen kei­ne Spreizer.

Not­wen­di­ge Spulenabstände

Um ein Gefühl dafür zu bekom­men, wel­chen Abstand Spu­len von­ein­an­der haben müs­sen, damit ihre Kopp­lung ver­nach­läs­sig­bar bleibt, habe ich zwei mög­lichst iden­ti­sche Spu­len mit jeweils drei Win­dun­gen aus 1,5 mm dickem CuL-Draht gewickelt. Der Durch­mes­ser ist etwa 28 mm und die Län­ge etwa 10 mm und sie sind jeweils direkt an eine SMA-Buch­se ange­lö­tet. Mit dem VNWA kön­nen damit sehr leicht s21 Mes­sun­gen durch­ge­führt wer­den. Gleich­zei­tig wird aus der s11 Mes­sung die Güte der Spu­le auf der Ein­gangs­sei­te bestimmt.

Die Mes­sun­gen wür­den einen eige­nen Blog-Arti­kel recht­fer­ti­gen (und viel­leicht mache ich das mal), aber hier sol­len nur qua­li­ta­tiv die Ergeb­nis­se auf­ge­li­stet wer­den. Als Kri­te­ri­um soll eine Kop­pel­dämp­fung um min­de­stens 30 dB ange­nom­men wer­den. Ergebnis:

Um 90° gegeneinander gedrehte Spulen können dicht aneinander platziert werden, gleich ausgerichtete Spulen sollten etwa 30 mm Abstand haben.

Es gibt hier einen gro­ßen Ermes­sens­spiel­raum, was man bereit ist zu akzep­tie­ren und bei wel­cher Dämp­fung man die Gren­ze setzt. Gene­rell ist ein grö­ße­rer Abstand natür­lich immer bes­ser. Da beim Anten­nen­kopp­ler aber alle Spu­len das­sel­be Signal ver­ar­bei­ten, machen sich Ver­kopp­lun­gen ledig­lich in einer etwas geän­der­ten Induk­ti­vi­tät und Güte bemerk­bar, aber nicht durch Ein­kopp­lung von Stör­si­gna­len. Daher ist der Abstand in die­sem Fall nicht wirk­lich kritisch.

Ein Augen­merk soll­te man aber auf Ver­lu­ste durch Kopp­lun­gen wer­fen, die die Güte der Spu­le völ­lig zunich­te machen kön­nen, weil sie Ener­gie ent­zie­hen. Auch hier wie­der nur qua­li­ta­tiv: eine kurz­ge­schlos­se­ne gekop­pel­te Spu­le senkt die Güte der Erre­ger­spu­le deut­lich, aber selbst bei enger Kopp­lung kaum unter 50% der Leer­lauf­gü­te. Weit­aus schlim­mer ist eine mit einem ohm’schen Wider­stand, z.B. 50 Ω, ter­mi­nier­te Spu­le. Da ist die Güte schnell im zwei- oder ein­stel­li­gen Bereich. Das ist inso­fern logisch, da ein idea­ler Kurz­schluß genau­so­we­nig Ener­gie ver­braucht, wie eine offe­ne Lei­tung: P = U * I und wenn ent­we­der U oder I null ist, ent­steht kei­ne Lei­stung. Einen wei­te­ren Ver­such habe ich mit einem Weiß­blech­ge­häu­se im Ein­fluß­be­reich der Spu­le gemacht. Es ver­hält sich ganz grob wie die kurz­ge­schlos­se­ne Spu­le, der Effekt ist deut­lich meß­bar, aber nicht kata­stro­phal, wenn man etwas Abstand hält (~20 mm). 

Relais

Anders als beim Anten­nen­um­schal­ter kön­nen beim Tuner alle Relais gleich­zei­tig durch­ge­schal­tet sein, was einen hohen Ruhe­strom ver­ur­sacht. Daher habe ich bista­bi­le 12V-Relais vom Typ HFE60-12–1HST-L2 des chi­ne­si­schen Her­stel­lers Hongfa aus­ge­wählt, die preis­wert bei den bekann­ten chi­ne­si­schen Anbie­tern zu bezie­hen sind. Bista­bi­le Relais wer­den durch einen kur­zen Impuls ein­ge­schal­tet und durch einen wei­te­ren Impuls wie­der aus­ge­schal­tet. Nur wäh­rend die­ses Impul­ses von eini­gen zehn Mil­li­se­kun­den fließt ein Strom. Bista­bi­le Relais gibt es in ver­schie­de­nen Aus­füh­run­gen. Bei eini­gen muß die Erre­ger­span­nung umge­polt wer­den, was elek­trisch etwas auf­wen­di­ger ist. Die hier ver­wen­de­ten Relais haben zwei Spu­len, eine zum Ein­schal­ten und die ande­re zum Aus­schal­ten. Daher brau­chen sie zwei Pins mehr, sind aber ein­fa­cher zu Verdrahten.

Das Relais hat im geöff­ne­ten Zustand eine Rest­ka­pa­zi­tät und im geschlos­se­nen Zustand eine Induk­ti­vi­tät, die ich mit dem VNWA gemes­sen habe:

Kapazität
Kapa­zi­tät eines Hongfa HFE60 Relais bei geöff­ne­ten Kontakten

Induktivität
Induk­ti­vi­tät eines Hongfa HFE60 Relais bei geschlos­se­nen Kontakten

Die Kapa­zi­tät liegt also bei geöff­ne­ten Kon­tak­ten bei gut 1 pF, die Induk­ti­vi­tät bei geschlos­se­nen Kon­tak­ten bei gut 13 nH. Daher ist zu berück­sich­ti­gen, daß zu dem oder den durch­ge­schal­te­ten Relais immer die ande­ren geöff­ne­ten Relais mit jeweils 1 pF par­al­lel lie­gen und natür­lich die schon erwähn­te rest­li­che Ver­drah­tungs­ka­pa­zi­tät von kaum unter 10 pF. Damit addie­ren sich also zu jeder aus­ge­wähl­ten Kon­den­sa­tor­kom­bi­na­ti­on min­de­stens etwa 10 pF, so daß die mini­ma­le Kapa­zi­tät 15 pF kaum unter­schrei­ten dürf­te. Genaue­res wer­den die Mes­sun­gen am fer­ti­gen Pro­to­ty­pen zeigen.

Auch über die Seri­en­re­so­nan­zen muß man sich ein paar Gedan­ken machen. Zu jedem Kon­den­sa­tor lie­gen min­de­stens die 13 nH des Relais in Serie und wei­te­re unver­meid­ba­re Schalt­in­duk­ti­vi­tä­ten. Neh­men wir mal in Sum­me 40 nH an, dann ergibt sich dar­aus mit dem 80-pF-Kon­den­sa­tor aus der Thom­son­schen Schwin­gungs­glei­chung schon eine Seri­en­re­so­nanz bei knapp 90 MHz. Das liegt noch gut über dem 10-m-Band, wird aber bei 6 und 4‑m schon knapp. Also auf­pas­sen und die Induk­ti­vi­tät klein halten!

Ansteue­rung

Zur Ansteue­rung soll wie­der das ATMEGA644PA-AU Board ver­wen­det wer­den, das schon im Anten­nen­um­schal­ter pri­ma funk­tio­niert. Wegen der gro­ßen Spu­len und der hohen Aus­gangs­span­nung muß beim Anten­nen­tu­ner aller­dings mit deut­lich stär­ke­rer Stör­ein­strah­lung gerech­net wer­den. Daher habe ich ein Relais­trei­ber­board gebaut, das außer den not­wen­di­gen Lei­stungs­trei­bern auch noch Dämp­fungs­glie­der für jedes ein­zel­ne Signal bereit­stellt, das her­ein oder her­aus­geht. Bei­de Boards wer­den auf­ein­an­der­ge­steckt und in ein Weiß­blech­ge­häu­se auf dem Tun­er­board aufgesteckt.

Wei­te­re Details dazu fol­gen im zwei­ten Bei­trag zum Antennentuner.