Hier kommt nun der erste Teil der Beschreibung des Frequenzzählers. Hier soll die Hardware besprochen werden, inklusive der Logik im verwendeten CPLD und der Software des Controllers.
Eine kurze Erwähnung fand der Zähler schon vor ein paar Wochen in der Übersicht der aktuellen Projekte. Dort findet sich auch der Schaltplan und die 3D-Ansicht, beides hier nochmal zum direkten Zugriff:


Die Hardware
Der Frequenzzähler basiert wieder auf dem ATMEGA644-CPU-Board mit RS485-Schnittstelle, das sich inzwischen in unterschiedlichen Projekten bewährt hat. Dieses CPU-Board kommuniziert über eine synchrone serielle Schnittstelle mit dem in einem EPM240T100 implementierten Frequenzzähler. Die benötigte Geschwindigkeit ist unkritisch und daher wird diese Kommunikation auf dem CPU-Board über I/O‑Pins implementiert („bit-banging“). Da der EPM240 mit 3,3 V betrieben werden muß und keine 5‑V-toleranten I/O‑Pins hat, wird auch das CPU-Board mit 3,3 V betrieben. Das schränkt die Betriebsfrequenz auf maximal 10 MHz ein. Wegen der geringen Anforderungen an die Geschwindigkeit, wurde ein 8 MHz Quarz eingebaut.
Der Schaltplan zeigt unten die Spannungsversorgung und die Kontroll-LEDs, darüber zwei gleichartige Breitband-Verstärker in klassischer Emitter-Schaltung für den Eingangstakt. Sie sind eingangsseitig mit 50 Ω abgeschlossen und heben den Pegel von etwa 6 dBm (8 mA Treiberstärke) auf den für die CPLD-Takteingänge benötigten Hub von 3.3 V an. Wegen der Schmitt-Trigger-Eingänge darf es auch etwas weniger sein. Acht LEDs und vier DIP-Schalter können optional zur Statusanzeige und zur Konfiguration verwendet werden. Außerdem ist ein 100 MHz Quarzoszillator eingebaut sowie jeweils eine JTAG-Programmierschnittstelle für das CPU-Board und das CPLD.
Funktionsweise
Zur digitalen Bestimmung einer Frequenz gibt es prinzipiell zwei Methoden: man zählt die Anzahl der Takte während eines möglichst genau bekannten Intervalls oder man misst die Zeitdauer zwischen zwei oder mehreren Takten. Die erste Methode wird nachfolgend als Normalbetrieb bezeichnet, die zweite Methode als Reversbetrieb. Beide Verfahren benötigen eine möglichst präzise Referenzfrequenz.
Prinzipiell sind beide Betriebsarten gleichwertig, sie unterscheiden sich aber in der Dauer der Messung. Die Auflösung im Normalbetrieb ist umgekehrt proportional zum Messintervall. Um eine Auflösung von 1 Hz zu erreichen, muß man eine Sekunde lang messen, bei 0,1 Hz Auflösung schon zehn Sekunden. Den 32 kHz Takt einer Uhr kann man auf diese Weise in einer Sekunde also nur auf etwa 30 ppm genau messen (2-15).
Im Reversbetrieb teilt man den Takt der Uhr beispielsweise durch 215 und bekommt so auch ein Intervall von einer Sekunde. Zählt man in der Zeit die Takte einer 100 MHz Referenz, dann erreicht man auf eine Auflösung von 10 ns, was 0,01 ppm = 10 ppb entspricht.
Kurz zusammengefasst: damit das Messintervall kurz gehalten werden kann, wählt man den Normalbetrieb am besten bei hohen Frequenzen im Vergleich zur Referenzfrequenz, den Reversbetrieb bei niedrigen Frequenzen.
Das CPLD
Ein CPLD ist für diese Art von Aufgaben prädestiniert. Es besteht aus einer Anzahl Logik-Elemente, in diesem Fall 240 Blöcke, die weitgehend frei verschaltet werden können und über schnelle Verbindungen zu den Pins verfügen. Anders als die meisten FPGAs, haben CPLDs nichtflüchtige Speicher und müssen daher nicht bei jeden Systemstart neu konfiguriert werden. Man benötigt allerdings ein preiswertes Werkzeug, in diesem (Intel/Altera-) Fall den sogenannten USB-Blaster, um das CPLD in der Schaltung zu programmieren. Das kann man auch mehrfach machen, aber die Anzahl der Programmierzyklen ist auf etwa 100 beschränkt, während der Flash-Speicher einer CPU normalerweise auch 10.000 bis 100.000-mal programmiert werden kann.
Die Logik wird in einer Programmiersprache ähnlich einer Software-Programmiersprache eingegeben. Zwei Sprachen haben sich etabliert, VHDL und Verilog. Verilog hat Elemente der Programmiersprache „C“ und ist für jemanden, der diese Sprache kennt, relativ leicht zu erlernen. Der Unterschied ist freilich, daß Software im wesentlichen sequenziell abgearbeitet wird, während in Hardware vieles gleichzeitig passiert. Wie auch bei der Softwareprogrammierung benötigt man Werkzeuge, die den erstellten Quellcode in ein Binärformat umwandeln, das man in das CPLD laden kann. Diese Werkzeuge stellt der Hersteller der Logikbausteine, gegebenenfalls in einer abgespeckten Version, kostenlos zur Verfügung. Im Falle Intels ist das die „Quartus“-Entwicklungsumgebung, die sogar eine angepasste Version des Mentor ModelSim Simulators enthält, der in der Vollversion auch in der professionellen Chip-Entwicklung verwendet wird.
Blockdiagramm des Frequenzzählers
Genau wie beim Entwurf einer diskret aufgebauten Schaltung, sollte man sich auch bei einem CPLD (oder FPGA) ein Blockdiagramm erstellen, das die Funktionsblöcke darstellt. Die können dann bei Bedarf hierarchisch weiter verfeinert werden, was aber bei dem relativ einfachen Zähler hier nicht notwendig ist.

Dieses Diagramm zeigt nur die Logik des Zählers, nicht das CPU-Interface. Zunächst gibt es die vier Takteingänge clk0 .. clk3, die über den Eingangsmultiplexer verteilt werden. clk1 und clk2 sind über die oben beschriebenen Vorverstärker mit den beiden SMA-Buchsen verbunden und für den Referenztakt und die zu messende Frequenz vorgesehen. clk0 ist fest mit dem CPU-Takt verbunden und clk3 wird von dem 100 MHz Quarzoszillator betrieben.
f_check ist die zu messende Frequenz, die über einen optionalen Vorteiler auf die Referenzfrequenz f_ref synchronisiert wird. Daher muß die Referenzfrequenz mindestens doppelt so hoch sein, wie die ggf. heruntergeteilte zu messende Frequenz. Der Eingangsmultiplexer bestimmt, welcher der vier Takteingänge auf f_check und f_ref geschaltet wird. Es gibt hier keine Einschränkungen, zu Testzwecken kann auch derselbe Takt auf beide Signale geschaltet werden.
Die Referenzfrequenz wird üblicherweise in der Größenordnung von 50 bis 100 MHz liegen und wenn die zu messende Frequenz mehr als halb so hoch ist, muß sie mit dem Prescaler heruntergeteilt werden.
Der eigentliche Zähler besteht aus einem 32-bit breiten Register, dessen Inhalt von der CPU eingelesen werden kann, sinnvollerweise nachdem die Messung beendet ist und der Wert sich nicht mehr ändert. Der ebenfalls 32-bit breite programmierbare Teiler wird beim Start des Meßzyklus mit dem Wert des Timer-Reload-Registers geladen und anschließend heruntergezählt. Er bestimmt damit die Torzeit, also wie lange der Zähler zählen soll. Der Meßzyklus wird beendet, sobald dieser Timer null erreicht. Ein kompletter Meßzyklus besteht aus der Konfiguration des Frequenzzählers (Wahl der Takteingänge, der Betriebsart und Einstellung des Vorteilers), Setzen des Reload-Registers und Triggern der Messung, womit gleichzeitig der Zähler auf null gesetzt wird. Ein Statusflag zeigt an, wenn der Meßzyklus beendet ist und das Ergebnis ausgelesen werden kann.
Timer, Zähler und Steuerlogik liegen in der Clock-Domäne des ausgewählten Referenzsignals, während die von der CPU geschriebenen Konfigurations- und Status-Register in der Clock-Domäne des CPU-Boards liegen (clk0). Die Simulation ergibt eine maximale Eingangsfrequenz von 120 MHz für die Takteingänge des Frequenzzählers und über 50 MHz für das CPU-Interface. Bei Betrieb mit 100 MHz ist man also auf der sicheren Seite und die 32-bit Zähler können dann über 80 Sekunden zählen, ohne überzulaufen.
Im Normalbetrieb wird die Torzeit von der Referenzfrequenz bestimmt und die Anzahl der steigenden Flanken von f_check wird in diesem Intervall gezählt. Im Reversbetrieb bestimmt f_check die Torzeit währenddessen die Anzahl von f_ref Flanken gezählt wird.
Verilog Code
Hier ist nun der Verilog-Code des Frequenzzählers und die notwendigen Projektdateien für die Quartus-Entwicklungsumgebung. Gegebenenfalls müssen Dateipfade angepasst werden.
Das eigentliche Design steckt in der Datei Datei FreqCntr.v, die hinreichend gut kommentiert sein sollte. Zu beachten ist, daß die ursprünglich geplante Parametrisierung über die Parameter COUNTERW, TIMERW und IOREGW nicht konsequent verfolgt wurde. Sie sollten auf ihren Default-Werten bleiben.
FreqCntr_EPM240.v instanziiert den Frequenzzähler für das EPM240 CPLD auf dem Frequenzzähler-Board. Die beiden weiteren Verilog Dateien FreqCntr_tb_Counter.v und FreqCntr_tb_Serial_IO.v enthalten die ModelSim-Testbenches für den Zähler und die serielle CPU-Schnittstelle. Die zugehörigen Skripte tb_Counter.do und tb_Serial_IO.do werden in ModelSim ausgeführt und starten den jeweiligen Test.
Nachtrag: Quartus Prime V21.1
Nachdem ich mir vor ein paar Wochen einen neuen Notebook geleistet habe (der alte war tatsächlich mittlerweile neun Jahre alt), habe ich die jeweils neuesten Versionen der Entwicklungsumgebungen installiert, für CPLDs und FPGAs von Intel (früher Altera) also Quartus V21.1. Dieses Paket beinhaltet nicht mehr Modelsim, sondern dessen Nachfolger Questa (beide von Mentor). Die Bedieneroberfläche ist praktisch gleich geblieben, aber es ist nun eine 64-bit Version und die Simulationsgeschwindigkeit ist beeindruckend (was teilweise auch am neuen Notebook liegen könnte). Leider benötigt diese Version eine zeitlich auf ein Jahr befristete Lizenz, die aber kostenlos ist und danach auch verlängert werden kann.
Folgendes ist zu beachten: die alten mit Modelsim erstellten Projekte sollten durch neue mit Questa erstellte Projekte ersetzt werden. Die alten Projektdateien enthalten Abhängigkeiten, die mit Questa nicht mehr funktionieren. Außerdem muß das „vsim“-Kommando einen Parameter für den Optimizer enthalten (voptargs=“+acc=prn“), damit die Namen der Ports (p), Register (r) und Netze (n) als Debuginformationen erhalten bleiben. Das vollständige vsim-Kommando lautet also beispielsweise folgendermaßen:
vsim <testbench> -voptargs="+acc=prn" -t 1ns
Das sollte dann in den Testbenches tb_*.do entsprechend geändert werden.
ATMEGA644-Code
Die Software, die auf dem ATMEGA644 ausgeführt wird, kann hier als Referenz heruntergeladen werden.
Ich verwende Atmel Studio 7.0 als Entwicklungsumgebung, habe aber keine Projektdateien dazugefügt. Vermutlich hat sowieso jeder seine eigene Philosophie bezüglich der Pfade. Das 7z-Archiv enthält auch eine PDF-Datei mit weiteren Beschreibungen.
Im kommenden zweiten Teil soll die PC-Software zur Bedienung des Frequenzzählers beschrieben werden.